Lukashof | Bad Grund
Als Dagmar Thomas 1998 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung das Inserat zum Verkauf eines Hauses in Bad Grund gefunden hatte, ahnte sie bereits, dass sie sich in das 200 Jahre alte Ackerbürgerhaus verlieben würde. Die Besichtigung bestätigte ihr Gefühl und da sie das Leben auf dem Lande aus ihrer Kindheit kannte und beruflich unabhängig war, entschied sie sich für den Kauf.
Sanierung in Schritten
Anfangs lebte noch eine Asylbewerberfamilie im Obergeschoss. Dagmar Thomas richtete sich im Erdgeschoss ein Zimmer gemütlich her und machte sich Schritt für Schritt an die Sanierung des Gebäudes. In der Küche hatte sie damals nur einen Gaskocher und dazu ein provisorisches Bad. Zu Anfang mussten ein alter Schornstein und ein ehemaliger Stall abgetragen werden. Auch die Fenster (alle, außer denen zur Straßenseite) wurden entsprechend der Richtinien des Denkmalschutzes durch neue Holzfenster ersetzt, die sich nach außen öffnen lassen – dafür beauftragte sie Fachfirmen. Auch der Rückbau durchfeuchteter Wände in Küche und Bad wurde nötig. In Bad Grund hat kaum ein Gebäude einen richtigen Keller – nur einzelne feuchte Kellerräume sind möglich, denn die Stadt ist direkt auf den Felsen gebaut. Sehr viel Eigenleistung steckt im Haus von Dagmar Thomas. Von Anfang an mochte sie es besonders gerne selbst zu werkeln und ihren Vorstellungen die Zeit zu geben zu reifen. Sie ließ sich erklären, wie Lehmputzarbeiten auszuführen sind, schaute Handwerkern beim Fliesen legen über die Schultern und wagte sich dann selbst an die Arbeiten. „Man sollte sich selbst etwas zutrauen,“ rät sie heute anderen Eigentümern. „Wenn man ein altes Haus kauft und Freude daran hat selbst etwas zu schaffen, dann sollte man sich Zeit nehmen und sich nicht entmutigen lassen.“
Im Altbau gibt es immer etwas zu werkeln
Nach insgesamt zwei Jahren waren die wichtigsten Arbeiten am Haus erledigt. Dagmar Thomas hatte richtig kalkuliert und war deshalb mit ihrem Budget gut klargekommen. Freunde halfen ihr Holz- und Elektroarbeiten auszuführen. „In einem Fachwerkhaus ist immer etwas zu tun,“ sagt sie. Sobald sie wieder genug Geld angespart hatten, konnten sie ihre Arbeiten fortsetzen. Auch Überraschungen waren dabei: als sie in einem Teil des Gebäudes eine Tierheilpraktikerpraxis einrichten wollten und dafür den Bodenbelag austauschten, entdeckten sie eine Erdhummelkolonie, die sich in den Holzbalken eingerichtet hatte und Teile des Holzes dadurch zerstört hatten.
Das Dach mit seinem zweigeschossigen Dachstuhl, der den Erbauern für ihre Vorräte diente, musste bisher nicht erneuert werden. Doch die Fassade wurde vor 10 Jahren saniert. Dabei konnten die Fenster zur Straßenseite erhalten werden, während alle anderen Fenster durch neue Sprossen-Holzfenster ersetzt wurden, die sich, entsprechend dem historischen Vorbild, nach außen öffnen lassen.
Neue Gemeinschaft in Bad Grund
„Bei mir sind nicht alle Wände und Böden gerade – aber ich habe den Eindruck, dass die Menschen, die mein Haus betreten, besonders fasziniert sind vom Unperfekten,“ vermutet die Eigentümerin. Seit einiger Zeit engagiert sie sich zusammen mit anderen Bürgern der Gemeinde Bad Grund im Netzwerk ZukunftsBergstadt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kommune für die Zukunft besser aufzustellen. Die gemeinsamen Überlegungen und die Aufbruchstimmung der engagierten Bürger haben eine starke Gemeinschaft aus den Akteuren geformt.
Steckbrief
- Sanierungszeit: ca. 2 Jahre für die Grundsanierung, danach sukzessive weitere Arbeiten - insgesamt viel Eigenleistung
- Wohn- und Nutzfläche: ca. 280 qm
- Eigenleistung: Fliesen legen, Lehm-Innenputz, Aufarbeitung und Pflege der Holzkonstruktionen, Elektroinstallationen
- Arbeiten durch Fachfirmen: Grobe Abbrucharbeiten, Austausch der rückwärtigen Fenster, Fassadenarbeiten, Einbau eines Ofens
- Fördermittel / Steuererleichterung: keine